Zum Inhalt springen

Geschichte

Die Barockkirche St. Johannes erstrahlt seit ihrer Renovierung im Jahr 2007 wieder in vollem Glanz. Bereits zur Zeit der Einweihung 1717 zierten die drei stilistisch einheitlichen Barockaltäre samt der in Weißblech getriebenen Altarleuchter mit Akanthusdekor das Gotteshaus. Vermutlich kamen damals auch schon die aus Eichenholz geschnitzte Renaissance-Kanzel aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert sowie die Rosenkranzmuttergottes und eine barocke Marienfigur – beides aus der Zeit um 1700 – nach Biesenhard.

Eine sehr wechselvolle Geschichte

Biesenhard (EK) Mit einer großen Feier hat der kleine Ort Biesenhard das 300-jährige Bestehen seiner Ortskirche St. Johannes begangen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Pfarrverband Adelschlag neu formiert.

Im Rahmen des Festgottesdienstes wurde der Pfarrer von Nassenfels, Slawomir Gluchowski, als Pfarradministrator verabschiedet, weil die Pfarrei Ochsenfeld-Biesenhard zusammen mit Möckenlohe und Pietenfeld künftig den Pfarrverband Adelschlag bildet. Und es gab eine Premiere: Beim Festgottesdienst zum 300-jährigen Kirchenjubiläum kam auch die Renaissance-Kanzel, die bereits um 1600 aus Eichenholz gefertigt wurde, zu Ehren. Sie stammt ursprünglich aus dem Eichstätter Dominikanerkloster und wurde nach dessen barocker Umgestaltung wahrscheinlich durch Oberbaumeister Benedikt Ettl nach Biesenhard gebracht. Pfarrer Andriy Mykhaleyko stieg nun mit den Worten "ich mache jetzt etwas, was ich noch nie in meinem Leben gemacht habe" zum Predigen die Kanzel hinauf, wofür er von der gesamten Kirchengemeinde lautstark Applaus erhielt.

Dass der Adelschlager Pfarrer sich künftig um Biesenhard kümmert, ist so etwas wie ein historisches Erbe: Schon einmal - nämlich um 1696 - gehörte der Ort zur Ehehaft Möckenlohe, die alle kirchlichen und gemeindlichen Angelegenheiten regelte, was Heimatforscherin Rosa Rechermann in ihrer nachmittäglichen Führung erläuterte. 15 Jahre zuvor wurde das "Kirchl" bereits als "ganz ruiniert" bezeichnet. Den geistlichen Ratsprotokollen zufolge kam 1715 schließlich der "hochfürstliche" Baumeister Benedikt Ettl nach Biesenhard, um die Kirche in Augenschein zu nehmen. Wie marode das Gebäude tatsächlich war, kam schließlich auch in Ettls Gutachten zum Ausdruck, in dem er einen "totalen Neubau" empfahl. Da die Kirchenstiftung unvermögend war, wurden die Dezimatoren - also die Zehnteinnehmer von Biesenhard - zur Finanzierung herangezogen.

So zahlte von den veranschlagten 1500 Gulden jeweils ein Drittel das fürstbischöfliche Pflegeamt Konstein, die Braunischen Erben und Consorten und der Pfarrer von Ochsenfeld. Die Gemeinde leistete das Scharwerk umsonst, darunter Holzschlagen, Steinebrechen, "Fuhren" und "Handlang". 1716 wurde die alte Kirche, die angeblich auf den Grundmauern eines römischen Wachtturms stand, bis auf die Fundamente abgebrochen. Dabei fand man im hinteren Teil römisches Münzgeld. Der Schatz ging in das Eigentum des Fürstbischofs Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen über, der Gegenwert wurde für den Kirchenbau verwendet.

Am 21. September 1717, dem Fest des heiligen Matthäus, fand schließlich die feierliche Konsekration der Kirche durch Weihbischof Johann Adam Nieberlein statt. Ebenso wurden die drei Altäre eingeweiht, welche sich auch heute noch in der Kirche befinden: der Hochaltar zu Ehren der zwei Kirchenpatrone Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten sowie die zwei Seitenaltäre mit der heiligen Maria und dem heiligen Josef. Bei den drei Altären versenkte man auch Reliquien des heiligen Primus und des heiligen Felician (siehe eigenen Beitrag). Aus der Anfangszeit der Kirche stammen die in Weißblech getriebenen Altarleuchter, noch älter sind die zwei spätgotischen Figuren Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist und die barocke Rosenkranzmadonna mit den vier Engelchen und den fünf Wundmalen Christi.

Die Biesenharder sollten – samt ihrem Pfarrer – nach der Kircheneinweihung kein Glück haben: 1734 erzählte Pfarrer Joseph Willibald Reischl, dass bei seinem Vorgänger im Ochsenfelder Pfarrhaus die Wäsche zu brennen begonnen habe, welche die Haushälterin zu nah am Ofen aufgehängt hatte. Auch die in einem Mauerloch liegenden Pfarrmatrikel seien bei diesem Feuer mit verbrannt. So war Reischl in der misslichen Lage, dass er nicht nachvollziehen konnte, was er an Abgaben für seinen Unterhalt bekam. Mühsam musste er bei sämtlichen lehenpflichtigen Bauern und seinen Vorgängern nachfragen, die ihm oft keine Antwort geben konnten oder wollten. Nach nur drei Jahren verließ er die Pfarrei Ochsenfeld-Biesenhard wieder.

1739 – also bereits 22 Jahre nach der Einweihung – berichtet der Ochsenfelder Pfarrer Johann Georg Bauer, dass das Dach und das Holzwerk der Kirche schadhaft seien. 1777 wird ihr maroder Zustand erneut festgestellt. Das Dach bezeichnete man zu dieser Zeit als "ruinös", der Putz bröckle, der Dachstuhl sei angefault und die Friedhofsmauer eingefallen. Im Zuge der Baumaßnahmen 1791/92 wurde daher ein zweiter Kirchturm errichtet, 1847 erstaunlicherweise bereits der dritte – beide Male ebenfalls mit Dachreiter.

1911 ließ man schließlich einen zwiebelförmigen Kirchturm erbauen, der heute noch das Ortsbild ziert. Die Glocken des Turms stammen aus dem Jahr 1950 und wurden bei der diesjährigen Glockenstuhlsanierung generalüberholt.

Bevor Kirchenpfleger Josef Maile den Teilnehmern der Führung den Glockenstuhl zeigte, schloss Rechermann ihre Schilderungen mit einem Gedicht von Erich Kästner ab: "Wenn im Turm die Glocken läuten, kann das vielerlei bedeuten. Erstens: dass ein Festtag ist. Dann: dass du geboren bist. Drittens: dass dich jemand liebt. Viertens: dass dich's nicht mehr gibt." Bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft für die Biesenharder mehr freudige als traurige Anlässe für einen Besuch ihres Gotteshauses gibt.

Text: Theresia Asbach-Beringer

erschienen am 5. Oktober 2017 im Eichstätter Kurier

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Ochsenfeld

jeden 3. Samstag 18.30 Uhr; Sonntag 9.00 Uhr oder 10.00 Uhr im Wechsel mit Biesenhard und Meilenhofen (sonntags 10.30 Uhr)

Katholisches Pfarramt Ochsenfeld, St. Nikolaus
Ingolstädter Straße 3
85111  Adelschlag
Tel. +49 8421 4382
Fax: +49 8421 907400
E-Mail: 

Termine

Freitag, 03. Mai
17.00 Uhr
Maiandacht im Pfarrgarten
Ort: Pfarrgarten
Veranstalter: KPV Ochsenfeld/Biesenhard
Sonntag, 05. Mai
13.00 Uhr
Fußwallfahrt nach Nassenfels zur Kapelle
Veranstalter: KDFB Ochsenfeld-Biesenhard
Freitag, 07. Juni
18.00 Uhr
Letzte Hilfe Kurs - Menschen am Lebensende begleiten
Ort: Pfarrheim Ochsenfeld
Veranstalter: KPV Ochsenfeld/Biesenhard